Neubau einer 5. Schleusenkammer in Brunsbüttel

 

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Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße weltweit. In Brunsbüttel mündet der Kanal in die Elbe bzw. die Nordsee. Je zwei Doppelkammer-Schleusen – die Kleine Schleuse und die Große Schleuse - dienen dazu die Höhenunterschiede des Wasserstands zu überwinden. Die Große Schleuse ist seit 1914 durchgehend in Betrieb. Umfangreiche Untersuchungen haben ergeben, dass die Anlagen dringend instandgesetzt werden müssen. Die dazu erforderlichen mehrjährigen Sperrungen jeweils einer Schleusenkammer würden aber zu erheblichen Einschränkungen für die Schifffahrt führen.
Im Rahmen einer Systemstudie wurden zunächst elf verschiedene Varianten einer Grundinstandsetzung untersucht. Die Kosten-Nutzen-Betrachtung, die Betrachtung der Kapazitäten und die Ergebnisse der Systemstudie zeigten, dass der Neubau einer 5. Schleusenkammer – sozusagen als Bypass – wirtschaftlich und technisch sinnvoll ist.
Die neue Schleusenkammer entsteht im Bereich zwischen den beiden vorhandenen Schleusen auf der sogenannten Schleuseninsel. Im Jahr 2014 wurden die Bauaufträge mit einem Wert von rund 500 Mio. Euro an eine Bietergemeinschaft, bestehend aus den Firmen Wayss & Freytag Ingenieurbau AG aus Hamburg, BAM Civiel bv aus Gouda (Niederlande) sowie Wayss & Freytag Spezialtiefbau GmbH aus Düsseldorf, vergeben.

Um die benachbarten Schleusen nicht durch die Erschütterungen durch Rammen von Spundwänden zu beschädigen, wurden für die Baugrube Schlitzwände mit Bentonit als Stützflüssigkeit ausgehoben, in die dann Trag- und Füllbohlen gestellt wurden. Durch Zugabe von Spezialzement in die Stützflüssigkeit wurden das Gemisch verfestigt und die Bohlen stabilisiert.
Die Schleusen einschließlich der beiden Schleusenhäupter werden aus Stahlbeton hergestellt. An den Beton und den Betonbau werden wegen der geplanten langen Nutzungsdauern besonders hohe Ansprüche gestellt, auf die ein Vortrag bei der VDB-Fachtagung 2018 eingehen wird.
Etwa 1700 Ankerpfähle leiten die Erddruck- und Auftriebskräfte der unter Wasser betonierten Kammersohle und der Kammerwände in das Erdreich ein. Für die sogenannten Düsenstrahlpfähle wurden im Hochdruckinjektionsverfahren (HDI-Verfahren) bis 40 m tiefe Bohrlöcher in den Boden getrieben. Im nächsten Schritt wurden über Hochdruckschläuche und ein spezielles Düsengestänge eine Zementsuspension mit rund 400 bar Druck in das Erdreich eingedüst. Der Düsenstrahl schneidet den Boden auf und die Suspension vermischt sich mit dem Untergrund – in Brunsbüttel waren dies Sande mit Kies – und wird am Ende des Bohrlochs zum etwa 7m langen Düsenstrahlkörper mit einem Durchmesser von 1,10 m.